Gestalten von Wasser im Dioramenbau

 

Die vielen verschiedenen Arten und Formen in der uns die Natur dieses Element präsentiert erfordern auch im Modellbau gleichsam viele differenzierte Vorgangsweisen und Materialien.

Grundsätzlich verwende ich zur Gestaltung von Wasser nur klarsichtige Gießharze oder Epoxyharze, vorzugsweise von FALLER (A:B-1:1) und SMOOTH – ON (Christal Clear-A:B- 1:1). Ich bevorzuge Harze mit einem Mischverhältnis 1:1 Binder zu Härter, da man so beim Anrühren am wenigsten falsch machen kann.

Die meisten der sonst noch angebotenen Materialien sind meiner Ansicht nicht geeignet, da sie entweder nicht dauerhaft bis gar nicht aushärten oder spröde werden.

Auch Wasserglas oder Plastikfolien können den gewünschten Effekt nicht erzielen. Sehr oft habe ich auch Darstellungen von Wasseroberflächen aus Gips gesehen, die mit Acrylfarbe überzogen waren jedoch ebenfalls nicht an die “Echtheit“ von Harzen herankamen.

Bei der Verwendung von Harzen jeglicher Beschaffenheit gelten folgendene Dinge:

Die auszugießende Fläche muß trocken und vor allem dicht sein. Nach dem Anrühren sollte man das Harz ein wenig ruhen lassen, damit Luft und Gase entweichen können. Wenn möglich ist auch ein Entlüften mit einem Vakuumgerät zu empfehlen. Anschließend mit dünnem Strahl langsam in das Modell gießen.

Beim Zusammentreffen von Härter und Harz entsteht erhebliche Hitze, daher niemals mehr als eine etwa 6mm dicke Schicht in das Modell gießen. Falls eine nächste Schicht erforderlich sein sollte, muß die Vorherige völlig ausgehärtet sein, da es sonst durch die unterschiedlichen Trockenzeiten zu Spannungsrissen kommen kann. Die während des Aushärtens auftretenden Luft.- und Gasbläschen kann man mit einer Nadel entfernen. Falls nicht anders erwünscht wird jedes Harz zu einer glatten und ebenen Oberfläche aushärten. Allerdings wird man an den Rändern immer eine gewisse Erhöhung feststellen, bzw. wird das Harz z.B.bei der Darstellung von Flüssen entlang des Ufers in die Landschaft hinaufkriechen und unnatürlich glänzende Zonen hinterlassen.  Das heißt also, um einen planen Übergang von Wasser zu Teichrand, Flußufer oder Sandstrand zu erzielen, erfordert es einer Nachbehandlung eben dieser Übergänge: Das Wasser dem Ufer entlang ca. 2 mm entfernt mit Masking (z.B. Revell Colour Stop) abdecken und dannach die jeweilige Landschaft in diesem entstandenen Zwischenraum mit den für das Ufer verwendeten Materialien nachgestalten. Noch im feuchten Zustand das Masking abziehen, und man erhält das gewünschte Resultat.

 

                 

Trübe Gewässer (sumpfige Flüsse, Teiche, Wasserlacken)

 

Das FALLER Harz u. Epoxyharze im Allgemeinen sind von Haus aus etwas trüb und vergilben obendrein nach einiger Zeit, da sie nicht UV-beständig sind. Sie eignen sich daher besser für die Darstellung von trüben Gewässern. Je nach Bedarf können sie auch mit grünlicher oder bräunlicher Polyesterfarbe eingefärbt werden. Da man in diesem Falle nicht bis zum Grund sehen kann, kommt man mit einer einzigen relativ dünnen Schicht von etwa  6-8 mm aus.

Beim Nachbehandeln des Ufers können Stellen des „übergetretenen“ Harzes außerdem noch mit Sträuchern und Gebüschen verdeckt werden. Für die Imitation aus dem Wasser ragender langer Gräser und Schilfhalme verwende ich entweder Pinselhaare oder vorzugsweise Installateurhanf, der sich nicht so “steif“ verhält . Achtung! Diese sollten erst nach dem Aushärten einfach mit Weißleim auf die Oberfläche geklebt werden. Vor dem Eingießen angebracht, wird das Harz unerwünschter Weise entlang der Haare hinaufkriechen.

 

              

Klare Gewässer (Flüsse,Teiche,Bäche)

 

Viele der klaren Gewässer können ruhig ein wenig gelblich wirken,also kann man getrost wieder auf das FALLER Harz zurückgreifen. Allerdings muß vor dem Gießen diesmal der jeweilige Bach.-oder Flußgrund gestaltet werden: Sand,kleine Steinchen, abgestorbene Äste, Streu.- und Beflockungsmaterial etc. werden vorerst in das Bett eingearbeitet. Danach kann man mit hell u.dunklen grünbräunlichen Farbtönen noch den Eindruck von Tiefe erzeugen. Dieser Effekt verstärkt sich dann durch die Lichtbrechung des Harzes noch um einiges.

 

                    

 

Wasserlacken und Pfützen

 

Entweder man verfährt hier im kleinen Rahmen genauso wie bereits beschrieben oder man bettet kleine zurechtgeschnittene Teile Klarsichtfolien in die noch feuchte Grundmasse des Dioramas ein.Zuvor wird die Klarsichtfolie auf der Unterseite mit Schlammfarbe bemalt.In beiden Fällen sollte man wieder abschließend die Masking-Methode rund um die Ränder anwenden.

Verwendet man Harz, kann man etwas braune Farbe in der noch flüssige Wasserimitation zerrinnen lassen um etwa aufgewühlten Schlamm oder Rost und Schmutz zu imitieren.Die Ränder von Schlammlöchern und Pfützten sind oft nass,d.h. man sollte sie rundherum mit ein wenig Lack oder mittels verdünnter Harzschicht zum Glänzen bringen.

 

 

 

 

                                       

Bewegtes Wasser, Wellen

 

Die meisten Harze brauchen mehrere Stunden um gänzlich auszuhärten.Der Prozess des Härtens ansich beginnt allerdings bereits sofort nach dem Zusammenmischen der beiden Komponenten.

Sind einmal die Luft.-u.Gasblasen zum Großteil entwichen, und das Harz hat schon richtig angezogen,kann man damit beginnen Wellenstrukturen in das Wassermodell zu verarbeiten.Für eine langgezogene Wellenbewegung eignen sich die unterschiedlichsten Hilfsmittel wie Gabel,Zahnstocher,Pinselstiel etc. die immer wieder durch das Aushärtende Harz gezogen werden.Dieser Prozess muß mehrere Male über einen ziemlich langen Zeitraum hinweg wiederholt werden,bis die eingearbeiteten Strukturen nicht mehr in sich zusammenfallen.

Für kleinen bis mittleren Wellengang  verwende ich den Nikolai Silikon Wellenstempel. 

 

               

Schaumkronen,schäumendes Wasser

Feinst zerstoßenes Salz oder diverse Schneepulver aber auch Harzfiller aus dem Zubehörbereich vermischt mit Weißleim ergeben eine recht brauchbare Imitation von schäumendem Wasser.Wenn der „Schaum“ trocken ist sollte man ihn noch mit Klarsichtlack oder noch besser mit Christal Clear überziehen.



Bei herausstrahlendem Wasser wie z.B aus Brunnen,Rohren aber auch für Schiffskühlwasser biegt man zunächst einen dursichtigen angewärmten runden Gußast oder einen dünnen Klarsichtstab in die gewünschte Position und überzieht den durchsichtigen Bogen nach und nach mit der Schaummischung..Der klarsichtige Strahl kann natürlich auch unbehandelt bleiben

Objekte im Wasser

Das Harz klettert natürlich auch an eingegossenen Objekten oder Figuren empor.Daher empfiehlt es sich den im Wasser befindlichen Teil abzuschneiden und nur den sichtbaren Bereich später aufzukleben. Die Ränder kann man rundum mit Schaum „übertünchen“ (eignet sich gut bei Schiffen und vor allem bei Gestaltung der Bugwellen).Auch bei Küstenufern und Sandstränden macht sich der Schaum sehr gut.Soll alles sichtbar sein,muß man das Objekt oder die Figur als Ganzes eingiessen und mit dem unliebsamen bereits erwähnten Umstand leben.

Hoher Seegang und Wasserfall

Hoher Seegang

 

 Wem allerdings die Wellen jetzt noch zu niedrig sind,der kann eine ebenso komplizierte wie kostspielige Methode anwenden.Obwohl nur für reine Wasserdioramen ratsam, ist das Ergebnis durchaus verblüffend,.

Zunächst muß man einen dichten, relativ hohen Holzrahmen anfertigen.Mit Gips oder ähnlichem Material ausfüllen und die darzustellende Wasseroberfläche mit dem gewünschten Wellengang modellieren.Dazu eignet sich am Besten ein etwas breiterer Pinsel.Zu beachten ist,daß die Wellen meist einem gewissen Rhythmus folgen.

Nach dem Trocknen mit Silikonkautschuk ausgießen und so eine Negativ-Form herstellen.

Achtung:Man muß die komplette Oberfläche vor dem Eingießen zuerst mit dem Kautschuk einstreichen um Blasenbildung zu vermeiden.

Die ausgehärtete Form abziehen und wiederum mit blau eingefärbtem Harz ausgießen.In die ausgehärtete Wasserplatte etwaige Ausnehmungen aussägen um Objekte oder Schiffe einzupassen.Hernach rundherum die Ränder mit Schaum ausfüllen und die Unterseite der Platte mit dunkler blauer Farbe einstreichen.

Auf die Spitzen der Wellen noch die Schaumkronen auftragen und abschließend alles glänzend lackieren.   

 Wasserfall

Beim Bau der Landschaft werden zunächst kleine Bassins mit unterschiedlichem Höhenniveau eingearbeitet.

Nach der Gestaltung des Grundes oder Flußbettes kann das Harz in die Bassins hineingegossen werden.

Im aushärtenden Zustand kann man dann das Harz mit einer Gabel oder Pinselstiel von einem Bassin zum anderen hinunterziehen und Strukturen von ströhmendem Wasser einmodellieren.

Dann werden wieder mit Schaum die nötigen Akzente gesetzt. 

Eine andere Methode ist das Harz solange im Mischbehälter zu lassen bis es zu gelieren beginnt, um es dann rasch in das Diorama kippen.Das erfordert alledings schon einige Erfahrung im Umgang mit diesem doch immer wieder unberechenbarem Material.

Bei der Darstellung von senkrechten Wasserfällen eignet sich Silikon so wie man es z.B.bei Abdichtungen im Badezimmer anwendet. Einfach mit der Tube lange Silikonsträhnen auf den gewünschten Stellen auftragen und beliebig formen und strukturieren.

Abschließend wiederum mit Schaum versehen und lackieren.

Möchte man den Effekt von Wasser im freien Fall erzeugen kann die Silikonsträhnen einfach auf eine Klarsichtfolie auftragen, fertig modellieren und auf dem Diorama anbringen.

Dieses Material trocknet langsam,und man hat genügend Zeit zum Gestalten der Wasserstrukturen.

 

Ich wünsche gutes Gelingen !

Erik Trauner